Grußwort der CDU-Stadtverordneten Sabine Fischer

anlässlich des Tages der Vietnamesischen Kultur in Frankfurt,

Samstag, 29. Juni 2013 im Titus-Forum / Nordwestzentrum

Sehr geehrte Frau Phuong, sehr geehrter Herr Dr. Tran,
sehr geehrte Anwesende,

Ich darf Sie als Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Tages der vietnamesischen Kultur“ auch im Namen der CDU-Fraktion sehr herzlich in Frankfurt am Main begrüßen.

Wie kaum eine zweite Stadt in der Bundesrepublik Deutschland eignet sich Frankfurt am Main als gastgebende Stadt für eine Festveranstaltung, die auf die gelungene Integration von Zuwanderern und ehemaligen Flüchtlingen aus Vietnam hinweist. Hier in Frankfurt am Main, der ohne jede Übertreibung internationalsten Stadt in Deutschland, leben und arbeiten Menschen aus gut 180 Nationen. Sie üben hier einen Beruf aus, haben eine Familie mitgebracht oder gegründet und schließlich Wurzeln geschlagen. So ist auch für zahlreiche Zuwanderer aus Vietnam Deutschland und speziell die Mainmetropole zu einer zweiten Heimat geworden.

Das Kommen der Vietnamesen nach Deutschland hat in der ersten Zuwanderergeneration viel mit der wechselhaften Geschichte Indochinas im 20. Jahrhundert zu tun, sehr viel mit Kolonialherrschaft, Krieg und Leid und den daraus entstandenen Flüchtlingsströmen. Es ist gut, dass Deutschland, insbesondere während des Vietnamkrieges, Vorreiter humanitärer

Hilfsaktionen war und viele Tausend Staatsbürger aus Vietnam, die oft unter schrecklichen Bedingungen ihr Land verlassen mussten, aufgenommen hat. Unvergessen ist in diesem Zusammenhang das große Engagement von Dr. Rupert Neudeck, der mit der Cap Anamur viele so genannte „boat people“ rettete und in der Bundesrepublik mit großem persönlichem Einsatz die Aufmerksamkeit der deutschen Bevölkerung auf die Not der Flüchtlinge lenkte.

Nicht überall, das gehört auch zur Wahrheit dazu, waren sie zunächst willkommen. In Frankfurt am Main gleichwohl hat der damalige Oberbürgermeister Dr. Walter Wallmann 1979 die Tore der Stadt geöffnet und unbürokratisch dafür gesorgt, dass rund 250 Vertriebene aus Vietnam in der Mainmetropole eine Soforthilfe erhielten (Der Spiegel Nr. 29 v. 14.7.1980, S. 23). Diese Offenheit entsprach seinem freiheitlichen Grundverständnis als Christdemokrat, das er in seiner Antrittsrede als OB damals so formulierte: „Weil wir uns zur Freiheit bekennen, sind wir vor allem jenen verbunden, die als Vertriebene und Flüchtlinge ihre Heimat verloren haben, die in ihrer Heimat heute die demokratischen Freiheitsrechte entbehren müssen, gleichgültig, wo das ist in dieser Welt“ (Wallmann, Memoiren, S. 132).

Die Anfänge hier in Deutschland waren für viele Familien und schon gar nicht für die Waisen leicht. Oftmals standen die Containerbehausungen der Asylbewerberheime am Beginn eines beschwerlichen Neubeginns in fremder Umgebung. Das Ende der DDR bedeutete für die bis dahin in Ostdeutschland gefragten Fachkräfte aus Ostasien Arbeitslosigkeit und soziale Isolation. Die Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen 1992 haben auch den Vietnamesen in Deutschland schmerzlich vor Augen geführt, was schlimme, von Fremdenhass bestimmte Vorurteile auslösen können.

Seitdem sind noch einmal 20 Jahre vergangen, eine neue Generation junger Deutscher mit vietnamesischen Wurzeln ist herangewachsen und ein selbstverständlicher, sehr strebsamer und anerkannter Teil der Gesellschaft. Zwar stammt nur jeder 200. Bürger dieser Stadt, der einen Migrationshintergrund hat, aus Vietnam (Frankfurter Integrations- und Diversitätsmonitoring 2012, S. 36). Doch dafür gelten die Vietnamesen heute als die am besten integrierte Zuwanderergruppe in der Bundesrepublik. Die Quote der Abiturienten, Studierenden und Stipendiaten ist sehr hoch, was mich als bildungspolitische Sprecherin meiner Fraktion besonders freut.

Aber Integration heißt nicht, die eigenen Wurzeln zu kappen und familiäre oder religiöse Traditionen zu leugnen. Ein Vietnamese in Deutschland zu sein oder ein Deutscher mit vietnamesischem Ursprung bedeutet auch, selbstgewiss zu sagen: Das ist meine kulturelle Tradition, und sie ist ein Teil meines Lebens. Dazu kann eine Kulturveranstaltung wie diese mit einem geschichtlichen Theaterstück sowie optischen und akustischen Eindrücken aus der vietnamesischen Folklore sehr viel beitragen.

Ich freue mich, heute hier bei Ihnen sein zu dürfen, und wünsche dem „Tag der vietnamesischen Kultur“ einen guten Verlauf und Ihnen allen eine glückliche Zukunft.

Sabine Fischer, CDU-Stadtverordnete, Frankfurt am Main